Je nach Alter und Geschlecht sind zwischen 36 Prozent und 65 Prozent (statistischer Mittelwert bei Männern: 52 Prozent, bei Frauen 50 Prozent) der Berufstätigen an Weiterbildungsmaßnahmen beteiligt. Neben betrieblichen Fortbildungen und kurzfristigen Schulungsveranstaltungen nimmt auch der Bereich des Studiums neben dem Beruf einen wichtigen Platz ein. Besonders Arbeitnehmer/-innen mittleren Alters suchen mit individueller berufsbezogener (Weiter-)Bildung, zu denen auch akademische Fortbildungen zählen, nach einer Stabilisierung des Berufswegs oder nach einer Verbesserung der Karriereaussichten.

Zur Förderung des Studiums als Instrument des lebenslangen Lernens, das Berufstätigen die regelmäßige Aktualisierung ihres Wissens auf Hochschulniveau ermöglicht, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Jahr 2011 den Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ initiiert. Aus Bundesmitteln sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) der Europäischen Union werden an den Hochschulen Konzepte und Projekte gefördert, die die Hochschulen für das lebenslange wissenschaftliche Lernen öffnen. Zu den im Wettbewerb geförderten Hochschulangeboten zählen berufsbegleitende Studiengänge, Zertifikatsstudien, ausgewählte Studienmodule und Angebote zur Beratung der berufstätigen Zielgruppe. Als ergänzendes Ziel postuliert das BMBF, "die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschaftssystems zu stärken".

Kontinuierliche Anpassung an Herausforderungen des Arbeitsmarktes

Trotz der positiven Entwicklung des Arbeitsmarktes in den vergangenen Jahren ist eine dauerhaft zufriedenstellende Karriere kein Selbstläufer. Absolventinnen und Absolventen mit einem Tertiärabschluss weisen eine deutlich niedrigere Arbeitslosenquote auf. Die nicht selten sehr hohe Bildungsaffinität in dieser Gruppe erleichtert es diesen Berufstätigen in vielen Fällen, frühzeitig auf Veränderungen am aktuellen Arbeitsplatz zu reagieren. Technische Entwicklungen und methodische Neuerungen transformieren viele Aufgabenstellungen in regelmäßigen Abständen. Die gegenwärtige Wissensgesellschaft ermöglicht den Zugang zur Tertiärbildung in jeder Altersstufe und für Zielgruppen mit einer großen Vielfalt an qualifizierenden Bildungsabschlüssen

  • von der einfachen Berufsausbildung
  • bis zum Universitätsabschluss.
  • Der stetige Wandel macht somit besonders das Studieren ohne Abitur reizvoll. Damit steht das Studium neben dem Beruf vielen Berufstätigen offen und ermöglicht das lebenslange Lernen in teilweise neue Formen. Hochschulen, die Programme für das Studium neben dem Beruf anbieten, haben passend zu den Anforderungen des Arbeitsmarktes komplette Studiengänge zum Erwerb vollwertiger Hochschulabschlüsse (Bachelor oder Master) oder kürzere Studienangebote mit einer Fokussierung konkreter Fragestellungen in ihre Portfolios aufgenommen.

    Passende Studienmodelle für jeden Lerntyp und Fortbildungsbedarf

    Ein Studium neben dem Beruf dient unterschiedlichen Zielen und Studieninteressierte können sich aus dem breiten Angebot von Hochschulen und Akademien die passenden Studienprogramme heraussuchen. Länge, inhaltliche Tiefe und Art des zu erwerbenden Abschlusses können ebenso stark variieren wie die Kosten und die Studienmethoden. Die wichtigsten Studienmodelle, mit denen im Studium neben dem Beruf die passgenaue Qualifizierung erworben werden kann, sind

    • das Fernstudium (heute oft mit starkem Anteil an Online-Studien),
    • das Verbundstudium,
    • das Abendstudium,
    • das Kompaktstudium,
    • das Kontaktstudium und
    • das Zertifikatsstudium.

    Fernstudium: Das Fernstudium an einer spezialisierten Hochschule führt in einem Wechsel von Selbststudium und Präsenzphasen zu einem vollwertigen akademischer Abschluss (Bachelor oder Master). Das Studium neben dem Beruf erfolgt mit klassischen Studienheften, Online-Einheiten und praktischen Übungen. Zahlreiche Fachbereiche sind in dieser Studienform mit attraktiven Inhalten von der fachlichen Einführung in Methoden und den aktuellen Wissensstand der Disziplin bis zur Vertiefung in spezialisierten Fragestellungen vertreten.

    Verbundstudium: Das nordrhein-westfälische Studienmodell richtet sich explizit an Berufstätige, die ihr Studium neben dem Beruf an einer Fachhochschule absolvieren wollen. Selbststudium und Wochenend-Präsenzphasen führen zum regulären Bachelor oder Master in den Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften oder Informatik.

    Abendstudium: Das Abendstudium ist eine Studienform, die nicht an eine Hochschul- oder Lernform gebunden ist. Fern-, Online- und Präsenzstudiengänge ermöglichen das Lernen nach Feierabend. Der vollwertige Hochschulabschluss ist im Abendstudium ebenso möglich wie der Erwerb von Zertifikaten oder die qualifizierte Bescheinigung über den Abschluss einzelner, zur Berufsausübung passenden Module. Akademien und Hochschulen haben sich auf die steigende Nachfrage nach dem abendlichen Studium neben dem Beruf eingerichtet und bieten entsprechende Studienoptionen.

    Kompaktstudium: Das verkürzte Studienmodell richtet sich mehrheitlich an Bachelor in Wirtschaftswissenschaften oder Ingenieurwissenschaften, die sich komplementäre Kenntnisse aneignen wollen. Nach zwei bis drei Semestern erwerben die Studierenden einen regulären Hochschulabschluss (zumeist Bachelor). Die spezialisierten Programme für ein qualifizierendes Studium neben dem Beruf werden von Akademien, Fachhochschulen und Universitäten angeboten.

    Kontaktstudium: Das Studienmodell eignet sich hervorragend für eine zielgerichtete akademische Fortbildung in ausgesuchten Themenfeldern. Zum Abschluss dieser Variante eines Studiums neben dem Beruf erhalten die Teilnehmer/-innen eine Bescheinigung über die Teilnahme; in vielen Fällen besteht die Möglichkeit, eine Prüfung abzulegen und eine detaillierte und benotete Bestätigung der Lernerfolge in den belegten Studienmodulen zu erhalten. Kontaktstudien werden vor allem von Präsenzhochschulen (Fachhochschulen und Universitäten) angeboten.

    Zertifikatsstudium: In einem Zertifikatsstudium werden ausgesuchte Module eines Bachelor- oder Masterstudiengangs gebündelt. Die Konzentration auf aufeinander abgestimmte Inhalte erlaubt Berufstätigen die Qualifizierung in genau umrissenen Kompetenzfeldern, die für die Berufstätigkeit gefragt sind. In den meisten Fällen werden Leistungen aus dem Zertifikatsstudium auf das Studium angerechnet, wenn Studierende sich entschließen, das Studium neben dem Beruf zu einem vollwertigen Hochschulabschluss auszuweiten. Private und öffentliche Hochschulen (Fachhochschulen, Universitäten und Akademien) bieten diese Studienvariante an.

    Ein Teil der angebotenen Studienprogramme ist – unabhängig vom Studienmodell – als berufs- oder praxisintegrierendes Studium darauf ausgerichtet, in Projekten oder durch praxisorientierte Aufgabenstellungen die berufliche Erfahrung und das professionelle Umfeld für das Lernen zu nutzen. In diesen Fällen ist das Studium neben dem Beruf auch für den Arbeitgeber oft eine interessante Variante, die vom Unternehmen unterstützt werden kann.

    Gefragte Soft Skills belegen

    Das erfolgreich absolvierte Studium neben dem Beruf ist für viele Personalverantwortliche ein deutlicher Hinweis auf das Vorhandensein verschiedener Soft Skills wie

    • Organisationsvermögen,
    • Zeitmanagement,
    • Eigenverantwortung,
    • Anpassungsfähigkeit,
    • Flexibilität,
    • selbständiges Arbeiten,
    • Leistungsbereitschaft,
    • Stressresistenz und
    • analytisches Denken.

    Diese Fähigkeiten werden nicht zuletzt durch die besondere Studienform, die geprägt ist von Mehrfachbelastung und Herausforderungen an die Koordinierung unterschiedlicher Arbeitsweisen, trainiert.

    Bereits vor Aufnahme des Studiums sollten bei angehenden Studierenden außerdem bestimmte Persönlichkeitsmerkmale gut ausgeprägt sein:

    • Persistenz,
    • Durchhaltevermögen,
    • Selbstbewusstsein,
    • Kommunikationsfähigkeit,
    • Zielorientierung,
    • Lernwille und
    • Begeisterungsfähigkeit

    gelten als wichtige charakterliche und persönliche Voraussetzungen, das Studium neben dem Beruf mit einem mindestens guten Studienabschluss zu beenden. Einzelne Merkmale können im Zuge des Studienverlaufs intensiviert oder verbessert werden. In verschiedenen Studienprogrammen können in ergänzenden Studienmodulen die soziale Kompetenz und das Kommunikationsvermögen in speziell konzipierten Unterrichtseinheiten zusätzlich trainiert werden. Auch in der berufsbegleitenden Studienvariante kann das Belegen von Modulen zu Kommunikations- oder Moderationsfähigkeiten eine sinnvolle Investition in den anschließenden Karriereverlauf sein.

    Argumente für ein Studium neben dem Beruf

    Nicht nur die persönliche Situation in Beruf und Privatleben kann ein Hindernis darstellen, sich auf ein Studium neben dem Beruf festzulegen. Auch der Arbeitgeber kann eine zentrale Rolle bei der Entscheidung über das Thema und den Zeitpunkt des geplanten Studiums spielen. Sofern nicht ein neuer Karriereweg das Ziel des Studiums sein soll, ist es in vielen Fällen sinnvoll, frühzeitig den Kontakt zum aktuellen Arbeitgeber zu suchen, um

    • eine finanzielle Förderung,
    • eine zeitliche und organisatorische Unterstützung oder
    • mindestens ein temporäres Entgegenkommen

    zu verabreden.

    Da viele Unternehmen der Weiterbildung und auch dem Studium neben dem Beruf aufgeschlossen gegenüberstehen, ist es oft vor allem wichtig, im Gespräch mit den Vorgesetzten oder Personalverantwortlichen die eigene Motivation plausibel darzustellen. Darüber hinaus kann es nützlich sein,

    • die potentiellen Vorteile durch den Zuwachs an Know-how für das Unternehmen zu betonen,
    • den zeitlichen Aufwand für das Studium realistisch darzustellen,
    • das eigene Entwicklungspotential für Führungsaufgaben anzusprechen,
    • die bildungsaffine Unternehmenskultur zu unterstreichen,
    • die möglichen positiven Effekte für das direkte Arbeitsumfeld (Mitarbeitermotivation, Kundenkommunikation, technische Abläufe u.a.) hervorzuheben,
    • die Anknüpfungspunkte zu wissenschaftlichen Institutionen und Projekten vorzustellen und/oder
    • auf die Hilfestellung aus dem eigenen Umfeld hinzuweisen.

    Welche Argumente im Einzelfall zu einer Unterstützung des Unternehmens für das Studium neben dem Beruf führen, hängt sowohl von der Unternehmenskultur als auch vom bisherigen Karriereverlauf angehender Studierender ab.

    Förderung im Studium neben dem Beruf

    Ein Studium neben dem Beruf ist in finanzieller Hinsicht oft eine mittelfristige Investition, die gut geplant werden sollte. Aber auch aus sozialer Perspektive warten auf Studierende, die berufsbegleitend an ihrer Qualifikation arbeiten, mehrere Hürden, die mit Hilfestellungen durch die Familie und den aktuellen Arbeitgeber überwunden werden können.

    Strukturelle Förderung: Die Arbeitsumgebung im Studium neben dem Beruf ist ebenso wichtig wie ein organisatorisches Entgegenkommen des Arbeitgebers. Ein eigenes Arbeitszimmer (oder zumindest eine feste Arbeitsumgebung in einem sonst anderweitig genutzten Raum) gehören ebenso zur Studienstruktur wie angemessene Lernmaterialien und eine gute technische Infrastruktur. Im Idealfall sind außerdem Freunde und Familie durch kleine, aber effektive Alltagsentlastungen am Studium beteiligt:

    • die Rücksichtnahme der Familienmitglieder im Home Office erleichtert die Konzentration,
    • ausgleichende Hobbys mit Freunden oder der Familie entspannen und erhalten die Arbeitskraft und
    • eine Entlastung von Haushaltspflichten gibt Freiräume zum Lernen. Unternehmen, die ein Studium neben dem Beruf fördern, weil sie sich eine motivierte und höher qualifizierte Fachkraft für die Zukunft versprechen, räumen zumeist flexible Arbeitszeitregelungen ein und berücksichtigen die individuellen Studieninteressen bei der betrieblichen Urlaubsplanung.

    Finanzielle Förderung: Auch im Bereich der finanziellen Förderung engagieren sich einige Unternehmen für die akademische Weiterbildung ihrer Angestellten:

    • Übernahme von Studienkosten (Gebühren, Semesterbeiträge u.a.)
    • Beteiligung an studienbedingten Auslagen (beispielsweise Fahrtkosten oder Unterrichtsmaterialien) und
    • finanzielle Leistunsanreize für den Studienerfolg sind die am häufigsten erwähnten Unterstützungsleistungen für Angestellte im Studium neben dem Beruf. Ergänzend zur betrieblichen Förderung können in vielen Fällen öffentliche und fallweise private Förderungen in Anspruch genommen werden:
    • steuerliche Vergünstigungen ergeben sich, wenn die Studienkosten für ein weiterbildendes Studium neben dem Beruf als Werbungskosten angesetzt werden;
    • mehrere Stipendienprogramme aus Mitteln des Bundes (zum Beispiel: Stipendien der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB)) oder aus teilweise privaten Mitteln (zum Beispiel: Deutschlandstipendium) stehen auch für berufstätige Studierende zur Verfügung;
    • Studienkredite und eigene Ersparnisse können finanzielle Engpässe besonders in der Schlussphase eines nebenberuflichen Studiums überbrücken helfen.

    Fazit & Zusammenfassung

    • Das Studium neben dem Beruf ist ein relevanter Aspekt der arbeitsmarktpolitischen Forderung nach lebenslangem Lernen auf Hochschulniveau.
    • Für das Studium neben dem Beruf sind Sie mit einem Hochschulabschluss, einer anerkannten Berufsausbildung, mehrjähriger Berufserfahrung und vor allem einer hohen Bildungsaffinität gut gerüstet.
    • In der Angebotsbreite für das Studium neben dem Beruf finden Sie passende Studienprogramme für Ihre individuelle Lernneigung und Ihren bevorzugten Lernstil.
    • Kurzstudiengänge oder Studiengänge zum Erwerb des Bachelor oder Master im gewünschten Fachbereich stehen Ihnen zur Wahl.
    • Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale erleichtern das Studium neben dem Beruf.
    • Mit dem berufsbegleitenden Studium trainieren Sie nicht nur Ihre Fachkompetenz, sondern zugleich gefragte Soft Skills.
    • Analysieren Sie Ihren Arbeitsvertrag, ob Sie möglicherweise verpflichtet sind, den Arbeitgeber über nebenberufliches Engagement zu informieren. Sammeln Sie in diesem Fall gute Argumente für das Studium neben dem Beruf.
    • Mit einer geschickten Argumentation verdeutlichen Sie den Personalverantwortlichen in Ihrem Unternehmen, dass auch die Firma mehrere Vorteile von Ihrem Studium neben dem Beruf hat.
    • Auch Ihre Familie kann durch verschiedene Formen der Unterstützung zu Ihrem Studienerfolg beitragen.
    • Für die finanzielle Förderung bei einem Studium neben dem Beruf stehen öffentliche und private Optionen zum Abruf bereit.
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