Studium und Beruf sind nach mehreren strukturellen Anpassungen der Hochschulbildung und des Arbeitsmarktes heute keine einander ausschließenden Welten mehr. Gerade Berufseinsteiger/-innen profitieren von den Veränderungen und von den neuen Studien- und Lehrkonzepten. Ob als duales Studium im Anschluss an die Schulzeit oder als weiterbildendes Studium parallel zur Berufsausübung nach der Lehre oder einem Erststudium: den Bachelor berufsbegleitend zu erwerben ist in zahlreichen Situationen eine attraktive Ausbildungsvariante. Für Studierende und Unternehmen ist ein berufsbegleitender Bachelor in den meisten Fällen eine eindeutige Win-Win-Situation. Während Studierende ihr individuelles Kompetenzprofil schärfen, erhalten Unternehmen außer steuerlichen Vorteilen motivierte Fachkräfte mit Aufstiegspotential. Aber auch für eine berufliche Neuorientierung mit einem bevorstehenden Arbeitsplatzwechsel kann der Bachelor, der berufsbegleitend absolviert wird, für Berufstätige eine gute Option darstellen.

Studienmodelle für Berufsanfänger/-innen und Berufstätige

Das in den letzten Jahren stetig beliebter werdende duale Studium im Bachelorbereich ist als eine besondere Form des berufsbegleitenden Studiums ein Studienmodell für Berufseinsteiger/-innen. Für Schulabgänger/-innen ist in der Bachelorphase eine wissenschaftlichen Grundausbildung in Kombination mit der gleichzeitigen Qualifikation in einem anerkannten Lehrberuf möglich. Ein ausbildungs- beziehungsweise berufsbegleitender Bachelor ist für diese Zielgruppe in vielen Branchen und mit zahlreichen Schwerpunkten wählbar. Das Studium erfolgt in enger Kooperation zwischen der Hochschule und dem betreuenden Unternehmen. Im Regelfall müssen sich Interessierte direkt beim Unternehmen bewerben, das auch für den organisatorischen Aspekt des Studiums verantwortlich ist, wenn der Bachelor berufsbegleitend erworben wird.

Auch Berufstätige mit einem ersten Berufs- oder Studienabschluss können den Bachelor berufsbegleitend erreichen. Das Studium kann als Fern- oder Onlinestudium mit mehreren Präsenzphasen absolviert werden. In Regionen und Städten mit einer gut entwickelten Hochschullandschaft finden sich möglicherweise sogar Studienmodelle, die das Präsenzstudium am Abend und an den Wochenenden ermöglichen. In einigen Studienprogrammen, die einen grundständigen Hochschulabschluss neben dem Beruf ermöglichen, gehören eine einschlägige Berufstätigkeit und -erfahrung zu den Immatrikulationsvoraussetzungen. Die jeweiligen Inhalte sind auf die theoretische Unterfütterung des Praxiswissens der Studierenden abgestimmt. Insofern ist ein berufsbegleitender Bachelor organisatorisch und inhaltlich für den Fortbildungsbedarf von Fachkräften konzipiert.

Berufsbegleitender Bachelor und Faktoren bei der Studienentscheidung

Deutlich mehr als 400 Studienangebote an privaten und öffentlichen Hochschulen bieten besondere Studienprogramme, um den Bachelor berufsbegleitend zu erwerben. Bei der angebotenen Vielfalt können die Studienvoraussetzungen im Detail leicht variieren. Im Kern sind mindestens diese Faktoren zu belegen, um zum Bachelorstudium zugelassen zu werden:

  • schulisch erworbene Hochschulzugangsberechtigung (fachgebunden oder allgemein) oder
  • beruflich erworbene Studienberechtigung (Meisterprüfung, qualifizierte Fortbildung, Berufserfahrung) sowie
  • Berufsausbildung in einem fachlich verwandten Bereich,
  • Berufserfahrung und
  • Anstellung in einem zum Studienfach passenden Tätigkeitsfeld.

Hinzu kommen oft Sprachkenntnisse in mindestens einer Fremdsprache, die durch standardisierte Sprachtests belegt werden müssen. Für Studienbewerber/-innen mit einem ausländischen Bildungshintergrund (Schulzeugnisse, Berufsausbildungen und/oder Studiendiplome) müssen vor der Immatrikulation die Übersetzungen und Anerkennungen der Vorleistungen organisiert werden. Ansprechpartner hierfür ist in der Regel das Kultusministerium des zuständigen Bundeslandes oder die Studienberatung der Hochschule, die das gewünschte Bachelorstudium anbietet.

Vor der endgültigen Entscheidung für das Studieren, um den Bachelor berufsbegleitend zu erwerben, ist es sinnvoll, mehrere Studienangebote vergleichen. Neben den konkreten Inhalten, die zur eigenen Planung passen müssen, sollten auch Informationen über

  • das notwendige Lernpensum pro Tag/Woche,
  • die zeitlichen Zusatzaufwendungen für Prüfungsvorbereitungen, Studienprojekte oder die Abschlussarbeit,
  • die technischen Voraussetzungen,
  • eine potentielle Anerkennung der beruflich oder akademisch erworbenen Vorleistungen,
  • das Betreuungsverhältnis (Zahl Studierender pro Dozent/-in),
  • die Lehrmethoden, die passend zum eigenen Lerntyp sein sollten, und
  • die Unterstützung bei der Organisation von Lerngruppen

eingeholt werden. Eine organisatorisch und strukturell optimale Lernumgebung kann maßgeblich zur Motivation und zum Studienerfolg beitragen und sollte deswegen möglichst wenige Kompromisse aufweisen.

Breites Fächerangebot für den berufsbegleitenden Bachelor

Nicht alle Fachbereiche eignen sich für ein Studium neben dem Beruf. Aber die meisten Disziplinen, die an

  • Fachhochschulen
  • Universitäten und
  • fachbezogenen Akademien zu studieren sind, haben sich auf die Anforderung des aktuellen Arbeitsmarktes eingerichtet und bieten Studienmodelle, mit denen der Bachelor berufsbegleitet erreicht werden kann. Ein ausbildungs- oder berufsbegleitender Bachelor kann in zahlreichen Fachbereichen studiert werden; dazu gehören unter anderem:
    • Banking & Finance,
    • Betriebswirtschaftslehre (mit diversen Schwerpunkten),
    • Biomedizin,
    • Business Administration,
    • Chemie,
    • Design (in verschiedenen Schwerpunkten),
    • Dienstleistungsmanagement,
    • Elektrotechnik,
    • Energiemanagement,
    • Energietechnik,
    • Entrepreneurship,
    • Fahrzeugtechnik,
    • Finanzwissenschaften,
    • Gerontologie,
    • Gesundheitsmanagement,
    • Gesundheitstechnologie,
    • Handelsmanagement,
    • Handwerksmanagement,
    • Immobilienmanagement,
    • Informatik (mit diversen Schwerpunkten),
    • International Business oder International Management,
    • Kommunikationswissenschaft,
    • Kulturmanagement,
    • Kunststofftechnik,
    • Logistik,
    • Logopädie,
    • Luftfahrttechnik,
    • Maschinenbau,
    • Materialwissenschaften,
    • Mechatronik,
    • Medienwissenschaften und Medienmanagement,
    • Medizinmanagement,
    • Medizinpädagogik,
    • Modemanagement,
    • Musikwissenschaft,
    • Osteopathie,
    • Pädagogik (mit verschiedenen Vertiefungen),
    • Pflegemanagement,
    • Pflegewissenschaften,
    • Pharmatechnologie,
    • Physiotherapie,
    • Produktionsmanagement,
    • Produktionstechnik,
    • Psychologie
    • Soziale Arbeit
    • Sozialmanagement und Sozialökonomie,
    • Sozialpädagogik (in verschiedenen Schwerpunkten),
    • Sportbusiness und Sportmanagement,
    • Sportwissenschaft,
    • Steuerrecht,
    • Strategisches Management,
    • Supply Chain Management,
    • Systemtechnik,
    • Technologiemanagement,
    • Therapiewissenschaften (mit verschiedenen Vertiefungen),
    • Tourismus- und Eventmanagement,
    • Unternehmensführung,
    • Verfahrenstechnik,
    • Vermessungswesen,
    • Versicherungswirtschaft,
    • Wirtschaftsinformatik,
    • Wirtschaftsingenieurwesen (mit verschiedenen Schwerpunkten)
    • Wirtschaftspsychologie und
    • Wirtschaftsrecht.
    Auch eine Option für die zweite Karriere

    Unabhängig davon, ob die Erstausbildung in Form einer anerkannten Berufsausbildung oder als grundständiges Erststudium absolviert wurde, kann sich nach einiger Zeit herausstellen, dass nicht alle Erwartungen an die praktische Tätigkeit wirklich erfüllt werden. Ein unbefriedigender Karriereweg oder fehlende inhaltliche Zufriedenheit können den Wunsch nach Veränderung auslösen. Den Bachelor berufsbegleitend zu erwerben, kann unter Umständen den bisherigen Karriereverlauf in eine neue Richtung lenken. Dafür müssen allerdings verschiedene Hindernisse überwunden werden und weitere Faktoren erfüllt sein.

    Ein wichtiges Hindernis, den passenden Bachelor berufsbegleitend zu finden und zu studieren, kann die berufliche Qualifikation sein, die in manchen Studienprogrammen als obligatorisch verlangt wird. Das kompliziert – je nach gewünschtem Studienfach –

  • die Suche nach dem optimalen Studienprogramm, macht sie aber nicht per se zu einem unmöglichen Unterfangen. Für den beruflichen Umstieg oder zumindest eine Verschiebung des bisherigen beruflichen Schwerpunkts müssen meistens die Studienpläne ohne Unterstützung durch den Arbeitgeber realisiert werden. In einigen Fällen kann dafür der Umstieg in eine Teilzeitposition notwendig sein. Das bringt zwar finanzielle Einschränkungen und steigert indirekt möglicherweise den Stress, erlaubt aber eine Zielformulierung mit neuer beruflicher Perspektive.

    Steigende Anforderungen an den Praxisbezug

    Mit dem Projekt nexus fokussiert die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) seit 2014, unterstützt aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die Studienqualität, die Transparenz und die Flexibilität des Studiums mit dem Ziel, die Übergänge zwischen verschiedenen Studienphasen und dem Berufsalltag zu erleichtern. Ein Teil des Projekts besteht in der Förderung einer engeren Verzahnung von Praxis und der akademischen Welt, um Studierende besser auf konkrete Anforderungen der Berufswelt vorzubereiten.

    Eine gute Abstimmung zwischen den Bedürfnissen der Unternehmen und den studienbedingten Fähigkeiten der Absolventinnen und Absolventen ist für ein Studium, das zum Bachelor berufsbegleitend führt, nicht selten eine Selbstverständlichkeit. Damit wird eine der impliziten Forderungen des Bologna-Prozesses, nämlich die oft unter dem Begriff "Employability" zusammengefasste Relevanz des Wissens für den Berufsalltag bereits zu Studienbeginn erfüllt. Dazu zählen unter anderem

    • das Personal Branding (oder: Selbstmarketing),
    • die Konfliktfähigkeit,
    • die Selbstreflektion mit Blick auf die Work-Life-Balance,
    • das lebenslange Lernen,
    • die Fähigkeit zur Selbstmotivation und
    • ein kollegiales Sozialverhalten.

    Die Ausprägung der sozialen Kompetenzen, wenn ein berufsbegleitender Bachelor absolviert wird, ermöglicht oft eine weitere Lesart der Kooperation von Hochschulen und Unternehmen: den Wissenstransfer. Über berufsbegleitend Studierende erhalten die Mitarbeiter/-innen im Unternehmen einen direkten Kontakt zum aktuellen Wissensstand des Fachbereichs. Gleichzeitig bedeutet der Zuwachs an Know-how eine Stärkung der etablierten Teams auf formaler und informeller Ebene. Diese personelle Form der Verzahnung von Theorie und Praxis ist nur eines der Argumente, sich beim aktuellen Arbeitgeber dafür einzusetzen, für die Dauer, die ein berufsbegleitender Bachelor beansprucht, organisatorische oder sogar finanzielle Unterstützung zu erhalten.

    Unterstützung durch öffentliche und private Stellen

    Auch Unternehmen wissen oft den Wert des berufsbegleitenden Bachelorstudiums zu schätzen. Die Bereitschaft der Unternehmen, sich für den Bachelor berufsbegleitend zu engagieren, ist statistisch auch von der Branche und der Betriebsgröße abhängig. Neben der mittlerweile bei Unternehmen und Berufseinsteigern beliebten Variante des dualen Studiums können viele Berufstätige mit einer guten Argumentation auch für eine akademische Weiterbildung, während der der Bachelor berufsbegleitend erworben wird, ein Entgegenkommen vom aktuellen Arbeitgeber anfragen. Die Unterstützung des Arbeitgebers in zeitlicher Hinsicht ist die offensichtlichste Form der Unterstützung, aber auch finanzielle Beihilfen zu Studien- und Fahrtkosten werden unter bestimmten Bedingungen gewährt. In der Regel müssen sich Studierende für eine umfangreiche finanzielle Förderung für mehrere Jahre über den berufsbegleitenden Bachelor hinaus an das Unternehmen binden.

    Die am weitesten verbreitete Förderung eines Bachelors, der berufsbegleitend erworben wird, ist die Inanspruchnahme steuerlicher Vorteile. Für Studierende im grundständigen Studium, die eine duale Erstausbildung absolvieren, kommt das Absetzen der studienbedingten Kosten als Sonderausgaben in Frage. Berufstätige, die den Bachelor berufsbegleitend absolvieren und bereits eine erste Ausbildung (anerkannte Berufsausbildung oder Erststudium) abgeschlossen haben, können sich die Studienkosten als Werbungskosten anerkennen lassen.

    Eine beliebte Finanzierungsergänzung, die allerdings an bestimmte Voraussetzungen gebunden ist, ist das Stipendium. Die öffentliche Hand hat für eine bildungsorientierte Zielgruppe verschiedene Stipendienmodelle wie

    • das Aufstiegsstipendium,
    • das Weiterbildungsstipendium und
    • das Deutschlandstipendium

    ins Leben gerufen. Genaue Informationen zu diesen Programmen sind bei der "Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung" und in den Beratungsbüros der Hochschulen zu bekommen. Letztere können auch kompetente Hinweise zu weiteren Stipendien, die ebenfalls an bestimmte Vorbedingungen gebunden sind, geben.

    Wenn eigene Mittel und die Förderungen durch private und öffentliche Stellen nicht (mehr) ausreichen, können auch Studierende zum berufsbegleitenden Bachelor einen Studienkredit beantragten. Um die mittel- und langfristigen Kosten des Kredits besser kalkulieren zu können, ist die Nutzung eines Studienkreditrechners sinnvoll. Das Ergebnis kann die Entscheidung für oder gegen einen konkreten Studienkredit erleichtern, wenn der Bachelor berufsbegleitend erworben wird.

    Fazit & Zusammenfassung

    • Ein berufsbegleitender Bachelor ist eine attraktive Studienoption für die Erstausbildung, für eine berufliche Weiterbildung oder als Grundlage für einen Umstieg in eine neue Karrieren.
    • Mit einem dualen Studium als besondere Form des Bachelor, der berufsbegleitend absolviert wird, verschmelzen die Grenzen zwischen Studium und Beruf.
    • Unterschiedliche Studienmodelle können als berufsbegleitender Bachelor absolviert werden; damit kommen alle Lerntypen in den Genuss eines passenden Studienprogramms.
    • Um den Bachelor berufsbgleitend zur akademischen Weiterbildung zu nutzen, müssen Sie in vielen Programmen eine einschlägige Berufserfahrung belegen.
    • Für Studiengänge, die neben dem Beruf zum Bachelor führen sollen, müssen Sie eine schulisch oder beruflich erworbene Studienberechtigung nachweisen.
    • Die inhaltlich und organisatorisch große Bandbreite an Studienangeboten für einen berufsbegleitenden Bachelor erlaubt eine Auswahl nach individuellen Kriterien, die sowohl Lernbedürfnisse als auch betriebliche Belange berücksichtigen.
    • Auch ein berufsbegleitender Bachelor kann genutzt werden, wenn Sie nach einer hochwertigen Qualifikation für eine berufliche Neuorientierung streben.
    • Während des Studiums zum Bachelor, das Sie berufsbegleitend absolvieren, profitieren Sie in vielen Fällen von der gestiegenen Durchlässigkeit zwischen Hochschulen und Unternehmen.
    • Kooperationen von ökonomischen und wissenschaftlichen Einheiten steigern den Praxisbezug des Studiums potentiell auch in Ihrem Studium neben dem Beruf.
    • Bereits vorhandene Soft Skills können Sie mit einem berufsbegleitenden Bachelor-Studium trainieren.
    • Mehrere öffentliche und private Optionen sichern Ihre finanzielle Sicherheit, wenn Sie Ihren Bachelor berufsbegleitend erwerben: Förderung im Unternehmen, Studienkredite, Stipendien und vor allem die steuerliche Berücksichtigung studienbedingter Auslagen.
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